Kirchen verlieren an Bedeutung durch liberale Abtreibungspolitik


Maximilian Klieber

Bischof Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) und der evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl (Landeskirche Württemberg)  haben ihre Kritik an der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erneut deutlich gemacht. In einer gemeinsamen Stellungnahme äußerten sie Bedenken hinsichtlich der liberalen Abtreibungspolitik, die ihrer Meinung nach den Lebensschutz, die Ökumene und den Einfluss der Kirchen auf ethische Debatten schwächt.

Die beiden Bischöfe sprachen sich entschieden für die Beibehaltung der bestehenden gesetzlichen Regelungen in Bezug auf Abtreibung aus. Sie betonten, dass sie auch in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft weiterhin für den Schutz des ungeborenen Lebens eintreten wollen. Gleichzeitig bekundeten sie ihr Engagement für bessere Rahmenbedingungen, die es schwangeren Frauen und werdenden Vätern ermöglichen, Ja zum Leben zu sagen.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte im Oktober eine teilweise Neuregelung der Abtreibung außerhalb des Strafrechts befürwortet und die Möglichkeit einer straffreien Abtreibung nach vorheriger verpflichtender Beratung bis zur 22. Schwangerschaftswoche ins Auge gefasst.

Gohl und Fürst lehnten diese Ansicht entschieden ab und bemängelten die unklare Verbindlichkeit der vorgeschlagenen Beratung. Sie argumentierten, dass eine spätere Abschaffung der verbindlichen Beratung zwangsläufig die Konsequenz sein würde.

Die beiden Bischöfe betonten, dass die verpflichtende Beratung eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung schwangerer Frauen spiele und auf eine umfassende Information und langfristig tragfähige Entscheidungen abziele. Sie kritisierten den EKD-Vorschlag einer gestaffelten Fristenregelung, da dieser ihrer Meinung nach willkürlich verschiedene Schwangerschaftsstadien unterscheide und den Druck auf schwangere Frauen erhöhe. Darüber hinaus bemängelten sie, dass der EKD-Vorschlag keine ausreichende theologische Erklärung liefere und somit den ökumenischen Konsens in dieser Frage gefährde und die Bedeutung der Kirchen in ethischen Debatten langfristig untergrabe.

Die Zahl der Abtreibungen in Deutschland stieg im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent auf rund 26.700, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Die Gründe für diesen Anstieg blieben unklar und konnten anhand der verfügbaren Daten nicht bewertet werden.