Neue Studie: Abtreibungspille Mifepriston laut Auswertung deutlich riskanter als offiziell angegeben

Neue Studie: Abtreibungspille Mifepriston laut Auswertung deutlich riskanter als offiziell angegeben

Eine umfangreiche neue Untersuchung zeigt, dass die Abtreibungspille Mifepriston erheblich häufiger zu schweren gesundheitlichen Komplikationen führt als bislang von der US-Arzneimittelbehörde FDA oder dem Hersteller Danco Laboratories kommuniziert wurde. Die Studie belegt eine 22-fach höhere Rate schwerwiegender Nebenwirkungen als bisher offiziell bekannt.

Durchgeführt wurde die Analyse vom Ethics and Public Policy Center in Washington. Ryan Anderson, Präsident des Zentrums, und Jamie Bryan Hall, Leiter der Datenanalyse, werteten im Zeitraum von 2017 bis 2023 die Daten von über 865.000 Mifepriston-Verordnungen aus. Die Rezepte wurden an rund 692.000 Patientinnen ausgegeben und umfassten Informationen von staatlichen und privaten Versicherungen, darunter Medicaid, TRICARE, Medicare sowie das Veterans Affairs Department.

Nach Auswertung dieser Daten kam die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass bei etwa 10,9 Prozent der Einnahmen – rund 94.600 Fällen – schwerwiegende Nebenwirkungen auftraten. Dazu zählen unter anderem Notaufenthalte, starke Blutungen, Infektionen, Sepsis sowie notwendige chirurgische Folgeeingriffe. Diese Quote liegt deutlich über den von der FDA bislang gemeldeten Zahlen.

„Die Daten zeigen reale Versorgungssituationen, wie sie im aktuellen US-Gesundheitssystem üblich sind – fernab klinisch kontrollierter Studienbedingungen“, heißt es in der Veröffentlichung.

Anderson sprach im Gespräch mit The Federalist von einem „statistischen Hurrikan der Kategorie 5“, der die öffentliche Wahrnehmung rund um die Abtreibungspille erschüttern dürfte. Die Ergebnisse belegten auf Basis realer Daten, wie häufig Frauen nach der Einnahme von Mifepriston medizinische Komplikationen erleiden.

Die Zulassung von Mifepriston durch die FDA im Jahr 2000 erfolgte im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens, das ursprünglich für Medikamente gegen schwere oder lebensbedrohliche Krankheiten vorgesehen war. Kritiker monieren seit Langem, dass eine Schwangerschaft nicht in diese Kategorie falle und die Zulassung auf unzureichender Sicherheitsbewertung basiere. Auch die Alliance for Hippocratic Medicine äußerte sich wiederholt kritisch zu diesem Verfahren.

Die Autoren der Studie fordern, die ursprünglich vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen wieder einzuführen. Dazu zählen persönliche Voruntersuchungen, engmaschige medizinische Nachbetreuung und die vollständige Erfassung unerwünschter Nebenwirkungen – unabhängig vom Schweregrad. Nur so könne sichergestellt werden, ob das Medikament weiterhin verantwortungsvoll im Markt verbleiben könne.

Zusätzliche Brisanz erhält die Debatte durch politische Entscheidungen in den letzten Jahren. Im Jahr 2021 hob die US-Regierung unter Präsident Biden wesentliche Einschränkungen auf. Seitdem kann Mifepriston auch per Post verschickt und über Apotheken wie CVS oder Walgreens bezogen werden. Zudem wurde die Meldepflicht für nicht tödliche Nebenwirkungen ausgesetzt, was nach Ansicht von Kritikern die Überwachung zusätzlich erschwert.

Besonders problematisch sei, dass die Abgabe mittlerweile häufig nach nur einem Telemedizin-Termin erfolge. Dabei würden wichtige Risiken wie Eileiterschwangerschaften oder Rhesus-Inkompatibilitäten unter Umständen nicht erkannt, was schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben könne.

Obwohl der Oberste Gerichtshof der USA im vergangenen Jahr eine Entscheidung zur rechtlichen Zulässigkeit von Mifepriston ablehnte, bleibt das Thema weiterhin juristisch und politisch umkämpft. Die neuen Daten könnten nun Anlass für weitere rechtliche Schritte sein.

Die Autoren der Untersuchung fordern abschließend, die Sicherheit des Medikaments unter objektiven Kriterien neu zu bewerten und notwendige Regulierungen wiedereinzuführen. Die Gesundheit der Frauen müsse oberste Priorität haben.