
Pränatale Geschlechtsdiskriminierung: Mehr geschlechtsselektive Abtreibungen in den Niederlanden beobachtet
Der technologische Fortschritt bei Ultraschalluntersuchungen hat es Eltern erleichtert, das Geschlecht ihres Kindes früh in der Schwangerschaft zu erfahren. In den Niederlanden hat dies zu einem besorgniserregenden Anstieg von geschlechtsselektiven Abtreibungen geführt, wie niederländische Hebammen berichten.
Frühzeitige Ultraschalluntersuchungen, insbesondere in kommerziellen Zentren, bieten eine genauere Bestimmung des Geschlechts schon ab der 13. Schwangerschaftswoche. Auch private Kliniken nutzen Bluttests, um das Geschlecht bereits ab der sechsten Woche festzustellen. Diese Praktiken haben bei einigen Paaren dazu geführt, dass sie sich für eine Abtreibung entscheiden, wenn das Geschlecht des Kindes nicht ihren Erwartungen entspricht. Viele dieser Abbrüche betreffen Familien, die bereits Kinder des gleichen Geschlechts haben oder einen spezifischen Wunsch bezüglich des Geschlechts haben.
In einer Umfrage unter niederländischen Hebammen gaben viele an, dass sie in den letzten Jahren mehrfach mit Schwangeren zu tun hatten, die nach einer frühen Geschlechtsbestimmung einen Abbruch aus diesem Grund wünschten. Besonders häufig sind solche Fälle bei Paaren mit Migrationshintergrund aus Ländern, in denen die Präferenz für ein bestimmtes Geschlecht traditionell stärker ausgeprägt ist. Doch auch niederländische Paare seien betroffen, wie Hebammen berichten.
Der Zugang zu solchen Tests und Untersuchungen ist in den Niederlanden gesetzlich geregelt. Zwar dürfen bei einem medizinischen Ultraschall in der 13. Woche keine Informationen zum Geschlecht des Kindes gegeben werden, jedoch ermöglichen private Anbieter die Geschlechtsbestimmung früher. Gleichzeitig sind in den Niederlanden bestimmte Tests wie der nicht invasive pränatale Test (NIPT), der auch das Geschlecht des Kindes bestimmen kann, rechtlich eingeschränkt, um Missbrauch durch geschlechtsselektive Abtreibungen zu verhindern.
Trotz dieser Regulierungen bieten private Kliniken auch in anderen Ländern wie Belgien Tests an, bei denen das Geschlecht des Kindes bereits frühzeitig festgestellt wird. In Großbritannien gab es bereits Versuche, gegen solche Angebote vorzugehen, da sie die Gefahr bergen, dass geschlechtsselektive Abtreibungen gefördert werden.